Nr. 54 Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung von Tagespflege für ältere Menschen in NRW (TpQ) – Abschlussbericht
Abstract
Tagespflegeeinrichtungen für ältere Menschen bilden einen bedeutsamen Baustein in der pflegeri-schen Versorgungslandschaft. Die zentralen Ziele von Tagespflege sind die Aufrechterhaltung der selbstständigen Lebensführung pflegebedürftiger Menschen in der eigenen Häuslichkeit, die För-derung von Alltagsaktivitäten, die Vermeidung einer vollstationären Versorgung sowie die Entla-stung pflegender Angehöriger.
Trotz ihrer potenziellen Bedeutung führen Einrichtungen der Tagespflege bislang eher ein «Schat-tendasein» und werden nur von einem geringen Teil der anspruchberechtigten Personen genutzt. Bis heute ist die teilstationäre Versorgung zudem nur selten Gegenstand empirischer Erhebungen. Wenig bekannt ist über fördernde und hemmende Faktoren einer Inanspruchnahme von Tages-pflege, über das inhaltliche Profil der Einrichtungen oder ihren Beitrag in Bezug auf die Gesund-heitsförderung der Gäste.
In diese Lücke stößt das Forschungsprojekt “Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung von Tagespflege für ältere Menschen in NRW (TpQ)”, welches am Fachbereich Gesundheit der Fach-hochschule Bielefeld und dem dortigen Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Ge-sundheitsbereich (InBVG) durchgeführt wurde. Das Projekt wurde gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) im Rahmen des Landes-förderplans „Alter und Pflege“.
Erste Erkenntnisse im multimethodisch angelegten Projekt konnten mittels eine internationalen Li-teraturrecherche gewonnen werden. Im nächsten Schritt erfolgten qualitative Interviews mit ver-schiedenen Stakeholder-Gruppen (Gäste, Angehörige, Tagespflegeleitungen, Mitarbei-ter:innen, sonstige Expert:innen). Auf Grundlage der Interviewauswertung wurde eine standardisierte Erhe-bung anhand von Fragebögen durchgeführt. Der Feldzugang erfolgte über 110 Tagespflegeein-richtungen aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Im Ergebnis konnten schwerpunktmäßig Gründe für eine Nutzung bzw. Nicht-Nutzung von Tages-pflege sowie unterschiedliche Organisationsformen und konzeptionelle Ausrichtungen identifiziert werden. Das Geschehen in der Tagespflege wurde anhand von Schlüsselprozessen – z.B. pflegeri-sche Versorgung, Beschäftigungsangebote, Aufnahme neuer Gäste, Angehörigenarbeit – näher betrachtet. Beleuchtet wurden ferner der Stellenwert von Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation in der Tagespflege, die Bedeutung von Nachtpflege sowie die Bedeutung der der-zeitigen ordnungsrechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Grundsätzlich konnte eine hohe Zufriedenheit von Gästen und Angehörigen mit der Tagespflege festgestellt werden. Sichtbar wurden konzeptionelle Unschärfen sowie ein Optimierungsbedarf in Schlüsselprozessen und strukturellen Aspekten. Ferner zeigte sich ein erhebliches, bislang unaus-geschöpftes Potenzial von Tagespflege in Bezug auf gesundheitsförderliche Aktivitäten.
Aus den Erkenntnissen wurden Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen entwickelt, die als „Impulse zur Gestaltung von Tagespflege“, gegliedert in 3 Ebenen mit konzeptualen, prozes-sualen und strukturellen Faktoren, aggregiert wurden. Sie können zur Selbsteinschätzung sowie zur kontinuierlichen Verbesserung und Profilschärfung von Tagespflegeinrichtungen herangezogen werden. Tagespflegeeinrichtungen leisten einen wertvollen Beitrag für eine bedarfsgerechte pfle-gerische Versorgung der Bevölkerung. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung be-darf es um so mehr der Entwicklung von Tagespflege zu einem attraktiven und modernen Versor-gungssegment.